Prädiktive Analysen sind das Herzstück vieler verschiedener Innovationen. Wir sehen tagtäglich, wie künstliche Intelligenz das Autofahren, Übersetzungen, die Betrugserkennung, die Verteilung von Partikelgrößen, E-Mail-Antworten und Prüfungen verändert.
In einigen Branchen scheint die künstliche Intelligenz zur treibenden Kraft zu werden. Wie wirkt sich das auf Arbeitsplätze aus? Einige Personen sind besorgt, dass sie aufgrund der KI-Revolution ihren Job verlieren. Ist diese Sorge begründet?
Vor der Waschmaschine waren zwei Personen einen ganzen Tag lang mit der Wäsche beschäftigt. Heute dauert der Vorgang nur einen Bruchteil der Zeit und ist von einer Person zu erledigen. Trotzdem gab es keine Klagen, dass die Maschinen Arbeitsplätze wegnehmen würden.
In gleicher Weise können wir Maschinen einen Teil unserer Aufgaben erledigen lassen. In der Berufswelt hängen viele davon mit der Entscheidungsfindung zusammen. Und jede Entscheidung besteht einerseits aus Prognosen und andererseits aus dem Bauchgefühl. Wenn wir den Maschinen die Prognosen überlassen, bleibt mehr Raum für Erfahrungen, Kenntnisse und Bauchgefühl. Darauf sollten sich Personen konzentrieren, um sich weiterzuentwickeln.
Die künstliche Intelligenz kann mithilfe von Prognosen eine E-Mail verfassen oder eine Route von A nach B berechnen. Am Ende jedoch muss ein Mensch entscheiden, ob die E-Mail angemessen oder die Route sinnvoll ist. Die KI ist der Co-Pilot, der Assistent, kann aber nicht die Entscheidung treffen.
Welche Auswirkungen hat die KI auf die Mitarbeiterproduktivität und die Belegschaft im Allgemeinen?
Als Computer auf den Markt kamen, konnten Personen mit ausgeprägten bestimmten Fähigkeiten unverhältnismäßig produktiver arbeiten. Die Folge war ein erheblicher Lohnunterschied. Künstliche Intelligenz scheint das Gegenteil zu bewirken. KI-gestützte Assistenten nutzen den weniger geschulten Arbeitskräften am meisten.
Nehmen wir das Beispiel Callcenter. Hier bekamen Mitarbeiter KI-generierte Empfehlungen dazu, wie sie dem Kunden am anderen Ende der Leitung bestmöglich weiterhelfen könnten. In einer Studie des MIT und der Stamford University kam heraus, dass die Mitarbeiter mit guten Leistungen weniger von den KI-generierten Empfehlungen profitierten, weil sie bereits wussten, wie sie dem Kunden helfen konnten. Die Mitarbeiter hingegen, die bislang keine so guten Leistungen zeigten, waren mit der Hilfe der KI-gestützten Tools beinahe imstande, die Leistungen spezialisierter Arbeitskräfte zu erreichen.
Ein weiteres Alltagsbeispiel ist, dass sich Menschen mithilfe KI-gestützter Navigationssysteme auf dem Niveau eines erfahrenen Taxifahrers in Städten zurechtfinden können. Dies machte innovative Unternehmen wie Uber möglich. Vor Uber gab es ungefähr 200 000 Berufskraftfahrer mit Personenbeförderungsschein. Heute fahren 3 bis 4 Millionen Menschen für Uber. Wir sind an einem Punkt in der Geschichte angekommen, an dem die Veränderungen auf der Systemebene in mehreren Branchen sichtbar werden.
Welche Innovationen in Bezug auf künstliche Intelligenz finden Sie besonders spannend? Mit welcher größeren Innovation rechnen Sie in der Zukunft und welche Auswirkungen auf das tägliche Leben können Sie sich vorstellen?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die KI in den kommenden zwei, drei Jahren den Weg vom Bildschirm in die reale Welt findet. Die aktuellen KI-gestützten Modelle können eine Abfolge von Wörtern auf einem Bildschirm prognostizieren. Die nächste Stufe besteht darin, dass Roboter bestimmte Aktionen prognostizieren, mit denen sie in der Summe einen Kaffee zubereiten oder ein Auto parken können.
Die größten Auswirkungen erwarte ich jedoch in der wissenschaftlichen Forschung. Es wird KI-Modelle geben, die eine Hypothese formulieren und testen können. Roboter werden mit der Durchführung eines Experiments beauftragt und die Versuchsergebnisse werden anschließend von der KI analysiert. Diese verändert die Hypothese und stößt ein weiteres Experiment an. In einigen Laboren ist dies in abgewandelter Form bereits Realität.