Ein großer Teil der Angestellten in Deutschland möchte auch in Zukunft flexibel von zuhause arbeiten und nutzt regelmäßig Videotechnologien, um mit Kollegen in Kontakt zu bleiben.
Wenn alte, in die Jahre gekommene Abläufe oder Technologien durch neue, innovative ersetzt werden, nennt man das Disruption. Geschäftsmodelle ändern sich grundlegend, Märkte bekommen neue Impulse – und alle, die das nicht für möglich hielten, einen ziemlichen Schock.
Eines allerdings hat sich der Disruption in den vergangenen Jahren beharrlich widersetzt: das Büro. Oder, besser gesagt, die Angewohnheit, Tag für Tag an einen speziellen Ort zu pendeln, um dort unsere Arbeit zu erledigen und abends wieder heimzufahren.
Für zahlreiche Berufstätige ist im Laufe dieses Jahres nicht viel von dieser Gewohnheit übrig geblieben. Sie fragen sich: Bleibt das so, wenn die Pandemie besiegt ist? Oder kehren dann endgültig alle in ihre Büros zurück? Wollen wir das überhaupt?
Zusammenarbeit per Video? Kein Problem!
Nein, viele wollen nicht. Ein großer Teil der deutschen Arbeitnehmer möchte den Status Quo vor Beginn der Corona-Krise nicht wiederhaben. Das hat eine YouGov-Umfrage von über 1.000 Berufstätigen in Deutschland im Auftrag von Zoom ergeben. Gefragt wurde, wie sich der eigene Arbeitsalltag in den zurückliegenden Monaten verändert hat – und welche Erwartungen die Teilnehmer an die Zukunft haben.
Die Ergebnisse sind eindeutig: Während 27 Prozent der Erwerbstätigen im Angestelltenverhältnis angeben, dass sie vor der Krise zumindest in Ausnahmefällen von zuhause arbeiten konnten, verfügen nun bereits 40 Prozent über diese Möglichkeit. Den größten Sprung gab es in der Gruppe derer, die ihre Arbeit komplett aus dem Homeoffice erledigen – von 6 auf 16 Prozent.
Die Mehrheit ist zudem der Ansicht, dass die Zusammenarbeit im Team unter der neuen Situation überwiegend nicht gelitten hat. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) äußern sich so.
Höhere Produktivität durch fehlende Ablenkung
Der Kontrollverlust, der in vielen Unternehmen in Verbindung mit dem Arbeiten von zuhause befürchtet wurde, ist in dieser Form nicht eingetreten. Ganz im Gegenteil: Neue Technologien und Kommunikations-Tools helfen dabei, im Homeoffice genauso produktiv zu arbeiten wie im Büro. Im besten Fall werden Aufgaben sogar schneller erledigt, weil Ablenkungen fehlen, wie sie etwa in Großraumbüros unvermeidbar sind.
Insbesondere die Kommunikation per Video sorgt dafür, dass die interne Zusammenarbeit reibungslos funktionieren kann. Ein Viertel der Befragten gibt an, Videokonferenzen für interne Teambesprechungen zu nutzen. Bei denen, die ausschließlich von zuhause arbeiten, sind es 64 Prozent. In der Gruppe der regelmäßig im Homeoffice arbeitenden Angestellten geben 55 Prozent an, dass Video-Meetings zu ihrem Alltag gehören; 31 Prozent sind es bei denen, die ihre Aufgaben zumindest im Ausnahmefall von daheim erledigen.
Homeoffice-Profis nutzen die Videotechnologie nicht nur für geschäftliche Besprechungen, sondern auch, um sich nach Feierabend mit Kollegen zu verabreden. 52 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Videokonferenzen mindestens genauso produktiv – oder sogar produktiver – sind wie Vor-Ort-Meetings.
Das Büro von Grund auf neu definieren
Bedeutet das nun das endgültige Aus fürs Büro, wie wir es kennen? Nicht ganz. Prognosen gehen zwar davon aus, dass sich die in Innenstädten vermieteten Büroflächen in den kommenden Jahren deutlich verringern werden. Zahlreiche Unternehmen werden aber auch in Zukunft nicht auf eine Anlaufstelle für ihre Mitarbeiter verzichten.
Die Frage ist bloß: In welchem Umfang? Und zu welchem Zweck?
Als gemeinsamer Hub für den kreativen Austausch und zur Stärkung des Teamspirits hat das Büro die Chance, sich neu zu erfinden. Klar ist: Wenn sich große Teile der Arbeit von zuhause – teilweise sogar effizienter – erledigen lassen, werden wir uns aber im Büro sehr viel seltener aufhalten als bisher.
Die Teilnehmer der Umfrage sehen das ähnlich. 67 Prozent der Angestellten, die Videokonferenzen nutzen, stimmen der Aussage zu, dass sich dadurch Zeit sparen lässt. 45 Prozent sehen zudem die Chance, dadurch eine Antwort auf die Klimakrise zu finden, weil Pendelstrecken und Dienstreisen wegfallen. Das spart nicht nur Kosten, sondern auch CO2. 29 Prozent können sich sogar vorstellen, dass bis zum Jahr 2030 ausschließlich virtuelle Meetings abgehalten werden.
Fazit: Grundlagen schaffen für flexiblere Arbeitsmodelle!
Firmen stehen vor der Aufgabe, sich entsprechend anzupassen. Viele sind schon mittendrin im Wandel von der Präsenzkultur, wie sie auch in Deutschland lange üblich war, zu einer sehr viel dezentraler organisierten Arbeit, die gleichzeitig selbstbestimmter, aber strukturiert ist.
Das geht nicht per Knopfdruck, aber umso leichter, wenn die Bereitschaft existiert, notwendige Voraussetzungen für flexiblere Arbeitsmodelle zu schaffen – und zwar nicht nur vorübergehend. Dazu gehört, exakte Leistungsziele für Mitarbeiter zu formulieren, die Interaktion im Team auch über digitale Wege zu stärken, einen regelmäßigen Informationsaustausch zu pflegen und Führungskräfte dafür zu sensibilisieren, kontinuierlich Feedback von ihren Teams einzuholen, um Abläufe zu verbessern.
Wenn das gelingt, kann sich auch das Büro von Grund auf neu erfinden. Als Ort, an dem alleine durch physische Präsenz Arbeitsbereitschaft demonstriert werden sollte, ist es aber schon jetzt ein Relikt der Vergangenheit.